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Von Wegen Lisbeth – Berlins besten Döner, Mut zur Wahrheit & Lina

Ein Beitrag von Philipp
vom

Wir haben die fünfköpfige Indie Pop Band “Von Wegen Lisbeth“ zum Interview gebeten. Gemeinsam aufgewachsen gründeten die Jungs 2012 die Band und begaben sich auf die Suche nach ihrem Sound. Herausgekommen ist ein seltenes Gut in den deutschen Breiten des Musikbusiness – Glaubwürdigkeit! Gesattelt mit Instrumenten, Leichtigkeit und extrem ansteckendem Enthusiasmus schicken sich die Fünf nun an, Stück für Stück die Ohren der Republik zu beglücken.

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© Von Wegen Lisbeth / Lukas Vogt

Zu Beginn einmal die typische Frage! Wie habt ihr euch kenngelernt?

(Von Wegen Lisbeth/Julian) Wir kennen uns alle schon aus Schulzeiten. Teilweise schon seit der Grundschule. Beim gemeinsamen Mandala Ausmalen wurden die Grundsteine unserer kreativen Zusammenarbeit gelegt.

Und in welche Clubs geht ihr im schönen Berlin?

Wir wollen meistens eine bestimmte Band sehen oder einen bestimmten DJ. Der Club ist dann eher Nebensache.

Berlin ist Döner-Stadt. Wo gibts eurer Meinung nach den besten?(Mustafa’s zählt nicht)

Niemals hätten wir Mustafa gesagt – niemals! Die meisten von uns sind Neuköllner und die meisten sind sich auch einig, dass nur „Nur Döner“ an der Hermannstraße der einzig wahre Döner in der Stadt ist.

„Songtexte erklären ist eigentlich per Grundgesetz verboten.“

Kommen wir endlich zur Musik. Wer genau ist eigentlich diese Lina? Fiktion oder Real?

Beides. Mit Lina ist nicht eine bestimmte Person gemeint, aber auf jeden Fall ein bestimmter Personen-Typ. Ich glaube, jeder würde sich wünschen, dass Leute, die auf Facebook ihr Essen posten, nur Fiktion sind, aber das ist leider ein sehr reales Phänomen.
Dabei geht es bei „Sushi“ weniger um’s tatsächliche Essen-Posten, als vielmehr um Selbstdarstellung und Komplimente Sammeln im Internet. Hui, Songtexte erklären ist eigentlich per Grundgesetz verboten. Aber bevor wir als scheinheilig abgestempelt werden: Als Band ist Facebook natürlich ein verdammt praktisches Medium, wir posten ja auch ständig diversen Quatsch, aber man sollte sich bewusst sein, aus welcher Motivation und zu welchem Zweck man das macht.

Letztes Jahr wart ihr mit AnnenMayKantereit als Support auf Tour. Was habt ihr da so für Blödsinn getrieben?

Sehr viel Blödsinn! Die Tour mit AnnenMayKantereit hat uns sau viel Spaß gemacht! Wir haben die Jungs das erste Mal in einer Kneipe getroffen und ich glaube, dieser Ort ist sinnbildlich für unsere Freundschaft. Aber am besten kann man unseren Blödsinn mit AMK auf unserem Tourblog nachlesen, da ist das alles haarklein ausgeführt…

Dank der Tour dürftet ihr jetzt einem breiterem Publikum bekannt sein. Was hat sich seitdem für euch geändert?

Wir haben alle noch nie vor so vielen Leuten gestanden und Musik gemacht, aber als Vorband ist das immer so eine Sache. Einerseits freut man sich natürlich mega, so viele Leute zu erreichen, andererseits weiß man auch, dass die meisten nicht unseretwegen da sind. Auch wenn wir jederzeit wieder mit AMK auf Tour gehen würden, haben wir alle noch viel mehr Lust auf eine eigene Tour bekommen.

Live gibt es dann Triangeln, Steeldrums und wenn wir das richtig gehört haben sogar ein Xylophon. Woher kommen die Ideen für die Arrangements und eure Inspirationen?

Wie ihr schon seht, sammeln wir Instrumente. Manches würde man normalerweise gar nicht mehr als Instrument bezeichnen, aber grade diese Art von Sounds interessiert uns. Oft kommt also erst ein Instrument oder ein Sound und dann der Song dazu.

Deutschsprachiger Indie & Pop trägt glücklicherweise seit einigen Jahren wieder Früchte. Mit welchen deutschen Indie-Größen würdet ihr gerne mal was machen? Tocotronic, Tomte oder jemand ganz Anderes?

Wir hören zum Bespiel gerade alle Bilderbuch und das ist auf jeden Fall eine Band, mit der wir gerne mal ein Konzert spielen würden! Im Juli wird das auf einem Festival dann auch mal der Fall sein, aber auch mit anderen großen Bands würden wir natürlich gerne mal gemeinsam auf der Bühne stehen.

„…Pop und Politik muss sich ja nicht ausschließen.“

Textlich seid ihr teilweise recht „politkritisch“ (siehe US-Studie). Was geht euch aktuell so richtig auf den Sack?

Ach so einiges, das würde vermutlich hier den Rahmen sprengen (zum Glück machen wir kein Whats-App-Interview // hatten wir von herzmukke vorgeschlagen). Es ist leicht, einen Haufen Dinge aufzuzählen, die uns momentan richtig auf den Sack gehen. Darüber einen Song zu machen, ist leider oft viel komplizierter. Klar kann man sich hinstellen und singen: „Angela Merkel, du stehst an der Spitze einer Organisation, die ihre Grenzen beschützt wie Helms Klamm und tagtäglich den Tod hilfebedürftiger Menschen billigend in Kauf nimmt.“

Aber bloß mit dem Finger zu zeigen und die komplette Verantwortung abzuschieben wäre zu perfide, uns geht es dann eher um den Versuch, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten und eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen. „Warum sieht mein Lebenslauf eigentlich so perfekt aus? Warum ist mir das überhaupt wichtig?…“ Das gelingt mal besser, mal schlechter, spätestens wenn man das dann auch noch in einen funktionierenden Popsong-Mantel stopfen will, wird‘s knifflig. Wir sind ja auch eine Popband und der Großteil unserer Lieder handelt von Mädchen, aber Pop und Politik muss sich ja nicht ausschließen.
Und so rein grundsätzlich würden wir es feiern, wenn Bands ein bisschen mehr Mut zu richtigen Bekenntnissen hätten, und man im Radio mal nicht „Ich lass für dich das Licht an, obwohl’s mir zu hell ist“ hört, sondern „Angela Merkel, du bist dumm, ich will nicht mit dir schlafen“. (R.I.P. Terrorgruppe) In diesem Fall darf man auch mal mit dem Finger zeigen.

Und welche/r Entwicklung oder Trend findet ihr richtig gut?

Unseren Kontostand.

Ihr spielt auch auf der Fête de la Musique! Ist es die erste Fête für euch als Band?

Ja! Und wir haben sau Bock drauf!

Letzte Frage: Euer aktueller Lieblingssong?

Da herrscht große Uneinigkeit. Aber da ich (Julian) die Fragen beantworte, sage ich mal „Bad Girl“ von Lee Moses oder „Strandbar“ von Todd Terje…

// Danke an Von Wegen Lisbeth für das Interview

Am Wochenende (21.06.2015) findet übrigens mal wieder die Fete de la Musique statt. Wenn ihr Von Wegen Lisbeth live und kostenlos erleben wollt, dann kommt zuhauf zum Badehaus Szimpla Revaler Str. 99, 10245 Berlin Friedrichshain – Die Lisbeths werden um 18:55 auf der Bühne sein.

Mehr Infos zur Band gibts auf vonwegenlisbeth.de

Hier noch einmal zum reinhören – Von Wegen Lisbeth – Sushi

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