Eine ordentliche Portion Sarkasmus, Astra, Antipasti und 5 Chaoten zusammen mit mir in einem Raum. So sah das Spontaninterview mit den Drowners am 24. Oktober im Nochtspeicher in Hamburg aus.
Sehr kurzfristig haben wir die Chance bekommen, die Drowners während ihrer Tour im Oktober zu interviewen. Noch bevor das Konzert im Nochtspeichen in Hamburg losging, hatten die Jungs 15 Minuten ihrer kostbaren Zeit ganz spontan für Herzmukke freigeräumt und standen Rede und Antwort. Lest hier alles zu dieser doch sehr von Sarkasmus und Ironie geprägten Unterhaltung.
Herzmukke: Hey, schön euch kennenzulernen. Wie geht es euch?
Drowners: Hey, gut, gleichfalls.
Das ganze Interview kam ja nun sehr spontan zustande. Was haltet ihr eigentlich von Spontanität?
Matthew: Wenn ich weniger neurotisch wäre, wäre ich vermutlich spontaner.
Daniel: Ich bin ein großer Fan von Spontanität. Sie treibt die Kreativität voran.
Seid ihr schon einmal in Hamburg gewesen?
Matthew: Nein, es ist das erste Mal für uns alle.
Wie lange bleibt ihr?
Matthew: Wir fahren schon morgen früh, also bleibt uns nur heute Nacht, um Hamburg zu entdecken.
Dann müsst ihr zur Herbertstraße, oder wart ihr da etwa schon?
Matthew: (leicht irritiert) Ich war dort, aber sie war zu.
Lasst uns über Konzerte reden. Was war euer peinlichster Moment auf der Bühne?
Alle lachen
Matthew: Wenn wir touren und ich meine Stimme verliere. Wenn ich versuche zu singen und mich dabei anhöre als wäre ich mitten in der Pubertät und meine Stimme so komisch krächzt.
Ist euch wirklich noch nichts merkwürdigeres passiert?
Daniel: Niemals. Jeder Gig war immer ein 1A Gig (kurze Pause)… aber dann war da dieses eine Mal …
Dann fingen alle an zu lachen und das Thema wurde gewechselt. Selbst die größten Kulleraugen konnten das Geheimnis jedoch nicht entlocken.
Habt ihr ein Ritual bevor ihr auf die Bühne geht?
Daniel: Wir essen ganz viele Tomaten und Avocados …
Matthew: …und ganz viel Superfoods …
Dabei solltet ihr wissen, auf dem Tisch lag ganz viel Essen: Avocados, Tomaten, Antipasti, Ingwer
Matthew: …Und dann nehmen wir uns alle in den Arm und gucken uns ganz tief in die Augen.
Alle lachen
Und betet?
Matthew: Nein nein, wir wünschen den anderen nur viel Glück.
Habt ihr ein Rezept gegen Lampenfieber?
Matthew: Nein. Die Nervosität wird von Auftritt zu Auftritt weniger. Bei manchen Shows bin ich mehr, bei anderen weniger aufgeregt, aber ein Rezept gibt es nicht. Das Einzige was ich sagen würde, ist zu versuchen die eigene Nervosität vor Anderen zu verbergen. Denn ich glaube Nervosität ist ansteckend. Wenn eine Person nervös ist, die andere aber nicht, fängt diese womöglich an zu denken „Oh warum bin ich nicht aufgeregt. Vielleicht sollte ich aufgeregt sein?“ Und schon ist auch sie nervös. Also versuche ich es immer für mich zu behalten. Das ist wirklich das einzige Mittel das mir dazu einfällt.
„… wir [sind] durch kleine Shows wie diese hier gewachsen.“
Was gefällt euch lieber? Clubkonzerte oder Festivals?
Matthew: Ich mag beides aus verschiedenen Gründen. Clubkonzerte fühlen sich natürlicher an. Ich mag es aber auch auf Festival zu spielen, da die Masse an Menschen größer ist und Backstage macht es mehr Spaß. Man sieht Freunde aus anderen Bands und sieht Neues.
Daniel: (Zu Clubkonzerten) Du bist einfach nur wegen dieser einen Band hier und das macht es besonders anstatt noch für zig andere Bands dort zu sein. Also sind Clubkonzerte ziemlich nice. Außerdem sind wir durch kleine Shows wie diese hier gewachsen. Es ist ein vertrautes, gemütliches Ambiente.
Wenn ihr euch ein Jahrzehnt aussuchen könntet, in welchem wärt ihr am liebsten aufgewachsen?
Matthew: Ich wäre gerne 15 als Elvis das erste Mal im TV zu sehen war. Also wäre ich am liebsten mitte 20 in den Mid Sixties.
Also magst du die 60er?
Matthew: Ja. Aber ich würde nicht gerne in der Zeit aufwachsen. Ich wäre gerne 24 im Jahre 1965, also eher ein Teenager in den 60ern.
Matthew, du hast einen Abschluss in englischer Literatur. In wieweit hat dies beim Songwriting geholfen?
Matthew: Also musikalisch nicht viel, aber definitiv textlich. Weil ich denke, sobald du Interesse an Wörtern und allen möglichen Arten von Sprache hast, ist das viel wert.
War es sehr schwer?
Matthew: Nein, nicht wirklich. Ich habe sehr viel Zeit in Pubs verbracht. Ich hatte nur 6 Unterrichtsstunden die Woche. Den Rest habe ich damit verbracht Gedichte zu lesen, was mich aber nur ein paar Minuten gekostet hat. Danach habe ich bei einigen Drinks darüber nachgedacht und etwas dazu geschrieben.
„Ich würde gerne Opener der Ramones sein.“
Mit welcher Band würdet ihr gerne einmal auftreten bzw. wärt ihr gerne aufgetreten?
Matthew: Ich würde gerne Opener der Ramonas sein und sie so jeden Abend mit demselben Enthusiasmus und voller Energie spielen sehen.
Hier steht so viel Bier, sagt mal, wollt ihr mir nicht auch mal eins anbieten?
Daniel: Klar, hier. Cheers.
Mögt ihr deutsches Bier?
Matthew: Ja, das Astra ist das beste Bier jetzt hier auf Tour. Ich habe zwar gehört, Astra sei hier nicht so beliebt, aber ich finde es ist toll.
Was gefällt euch besser UK oder US?
Daniel: Es ist schwer das allgemein zu beantworten. Beides macht Spaß.
Habt ihr einen Ort/ ein Land, wo ihr am liebsten spielt?
Matthew: Basierend auf den letzten Wochen und Monaten, mag ich es lieber irgendwo im Norden Englands zu spielen. Es scheint, als ob es dort am meisten Spaß macht.
Ihr seid die nächsten 4 Tage in Deutschland. Auf welche Stadt freut ihr euch am meisten?
Matthew: Hamburg, weil das die einzige Stadt ist, in der wir noch nie waren.
Was ist eure Inspiration beim Songwriting?
Matthew: Ich kann nur für mich sprechen, aber mir hilft es raus zu gehen und mich einfach umzuschauen. Dann gehe ich nach Hause und arbeite an Ideen. Dann treffen wir uns irgendwann und zeigen den anderen was wir haben und dann beginnt das Schreiben erst wirklich.
Also fängt alles beim Schreiben an?
Matthew: Ja so in etwa. Jeder fängt für sich an und jeder schreibt etwas und dann zeigen wir es den anderen und entwickeln die Ideen.
Also ist alles sehr ausgeglichen?
Alle: Ja eine gemeinschaftliche Arbeitsweise.
Was ist eurer all time Favorit Song?
Daniel: A Change is gonna come von Sam Cook
Er ist ein bekannter amerikanischer Soul Sänger aus den späten 60ern. Er war der erste Black Singer in Amerika der wirklich bedeutend war […]und dieser Song ist so schön, mit dem ganzen Orchester drum herum.
Danach verlor sich das Interview in Streitigkeiten um andere Songs und Künstler und schließlich war die Zeit auch schon um und die Drowners mussten auf die Bühne. Über ein verschmitztes Lächeln aller Beteiligten und einen weiteren Shot Tequila kam ich nicht herum. Was für Chaoten. Das Konzert im Anschluss war zwar nicht gut besucht, die Leistung der Drowners hingegen konnte sich sehen lassen. Wirklich schade, dass so wenig los war.