Das Pop-Trio LANY hat Ende April ihr drittes Studioalbum „Mama’s Boy“ für 2020 angekündigt und bereits die erste Single „Good Guys“ veröffentlicht. Herzmukke hat mit Sänger Paul Jason Klein über die Single, das Album und das Leben gequatscht.
herzmukke: Ihr habt euer drittes Album und eine neue Single angekündigt. Macht euch sowas noch nervös?
Absolut! Es schwingt immer ein kleines bisschen Nervosität und Ängstlichkeit mit, aber es erfüllt mich auch mit unerklärlichem inneren Frieden. Wir lieben das Album und wir hoffen, dass unsere Fans das Album auch lieben. Uns ist aber auch klar, dass wir am ende des Tages nicht jeden zufriedenstellen können, deshalb ist es in erster Rolle wichtig, dass es uns gefällt.
Ihr habt gerade die erste Single „Good Guys“ veröffentlicht. Worum geht es in der Single?
„Good Guys“ ist aus der Perspektive einer Person geschrieben, die sich immer für alles hergibt. Man könnte sogar sagen, dass es meine eigene Perspektive ist. Mir scheint, je mehr man liebt, desto mehr wird man ausgenutzt, oder je mehr man gibt, desto weniger wird man gewollt. Das ist eine beschissene Wahrheit, mit der man sich auseinandersetzen muss.
Es muss aber nicht nur zwangsweise auf der romantischen Ebene basieren, sondern kann genauso gut in Freundschaften oder Business-Beziehungen vorkommen. Ich habe oft den Eindruck, dass das Richtige zu tun, nicht die sofortige gewollte Wirkung bringt, die man sich wünscht. Wobei ich letztendlich an das Gute glaube und der Song im Eifer des Effekts geschrieben wurde, als ich verletzt war.
Die Message, die du mit „Good Guys“ vermitteln willst, lautet also …
… Was ich eigentlich sagen möchte, ist, dass die Leute besessen sind von dem, was sie nicht haben können. In dem Moment, in dem sie es haben, wollen sie es nicht mehr. Es hat nicht funktioniert, als ich mich voll und ganz hingegeben habe, es hat nicht funktioniert, als ich ein absoluter „Good Guy“ war. Ich bin jemand, der hinter seinen Worten steht und diese auch mit Taten bestätigt, aber nur nett und freundlich zu sein, hat nicht funktioniert. Obwohl es doch genau das sein sollte, was die Leute wollen, oder? Pech, jetzt warte ich halt zwei Stunden, bis ich dir auf deine SMS antworte.
Wird es mehr Songs auf dem Album geben, sie sich mit dieser Thematik auseinandersetzen?
Ich bin mir tatsächich nicht sicher, was ich alles über das Album preisgeben darf, ich bin mir sicher, mein Manager ruft mich gleich an und schimpft, haha. „Malibu“ war ganz eindeutig, ohne Zweifel, ein Break-Up-Album – und dafür liebe ich es. Es war klar fokusiert. „Mama’s Boy“ ist ebenfalls klar fokussiert, aber dafür viel weiter gefächert. Manche Songs thematisieren das Altern, das Aufwachsen, Probleme mit unseren Eltern und manche sagen einfach „Danke, Mama“. Ich hoffe, dir ist aber auch aufgefallen, dass wir viel mehr Gitarren in „Good Guy“ gepackt haben. Das war die lauteste akustik Gitarre, die wir finden konnten.
Ja! Besonders der Anfang hat mich sehr an die 80er erinnert.
Sick! Ein Freund von mir hat tatsächlich das gleiche gesagt. Das liebe ich daran – die Musik ist ganz klar LANY, aber sie wächst und gedeiht.
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Man hört immer wieder, dass das zweite Album das schwierigste ist. Wie war es, das dritte Album zu schreiben?
Ganz ehrlich, über das zweite Album („Malibu“) habe ich nie nachgedacht. Damals bin ich emotional durch so viel gegangen, dass ich einfach nur glücklich war, Musik zu machen und am nächsten Tag aufzuwachen. Bei „Mama’s Boy“ habe ich mir nie Sorgen gemacht. Ich glaube, es gibt immer ein gewisses Maß an Versagen, und ich werde nie gut genug sein. Nichts wird je gut genug sein, und das Streben nach Verbesserung treibt mich an. Ich strebe immer nach Perfektion, auch wenn ich weiß, dass es unmöglich ist. Es gibt immer Raum zum Wachsen.
Letztens sind Steve, mein bester Freund, und ich an einer richtig fetten Villa in Malibu vorbei gefahren und ich dachte mir einfach nur, dass das das schlimmste wäre. Wenn du ein Haus in Malibu an den Klippen hast, das Meer überschauen kannst, wo willst du dann noch hin im Leben? Was treibt dich an? Ich strebe zwar nach Erfolg streben und möchte mir auch irgendwann schöne Dinge leisten können, aber gleichzeitig ist der Gedanke, dort anzukommen, so beängstigend.
Vor ein paar Tagen hast du einen Text über deine Heimat gepostet und angemerkt, dass du jetzt, wo du nicht mehr in Oklahoma wohnst, anfängst verschiedene Sachen zu schätzen, was ich absolut nachvollziehen kann, da ich auch auf dem Land groß geworden bin und jetzt in Berlin wohne. Welche Dinge schätzt du jetzt am meisten?
Oh, schwierig zu erklären. Oklahoma ist ein wunderschöner Staat mit wunderschöner Landschaft, aber es gibt einfach nicht viele Möglichkeiten, für Menschen, die entertainen möchten oder Kunst machen. In Oklahoma arbeitest du im Öl-Business oder hast eine Farm. Mein ganzes Leben lang wollte ich dort weg und das hat mich gepusht, Klavierstunden zu nehmen, singen zu üben und gut zu werden. Ohne diesen Push wäre ich jetzt nicht mit dir auf Zoom und niemand in Deutschland würde sich für meine Musik interessieren. Ist das nicht ein komischer Gedanke? Ich finde das so interessant.
Darum geht es auch auf dem Album: Meine Eltern sind die besten Eltern, aber auch sie sind nicht perfekt und haben Fehler gemacht. Und das ist der Punkt: Ohne diese Fehler wäre ich heute nicht der Mann, der ich bin. Du merkst, dieses Album und darüber zu reden ist richtig deep. Es ist ein wenig die Therapie für mich.
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Meine nächste Frage könnte eine schwierige Frage sein: Welcher Ort ist für dich Zuhause?
Definitiv LA. Ich habe kein Verlangen zurückzugehen. Durch den Lockdown bin ich das erste mal seit langer Zeit für einen längeren Zeitraum zuhause und ich genieße das, obwohl die aktuelle Zeit ziemlich beschissen ist. Was aber auch Zuhause ist, sind unsere Konzerte. Letztes Jahr hat sich in unserer Fanbase das Mantra etabliert, dass LANY-Konzert für „Zuhause“ stehen. Wir haben 120 Shows in 7 Monaten gespielt – es war wirklich cool, Oklahoma für den JFK Flughafen einzutauschen und die Welt zu entdecken. Metaphorisch sind aber unsere Fans mein Zuhause. Es ist eine schöne Mischung.
Gute Antwort. Zum Schluss: Gab es irgendwelche lustigen oder verrückten Geschichten vom Making-Of des Albums?
Das ist weder verrückt noch lustig, aber es ist wirklich schön, unser Team wachsen zu sehen. Es fing mit drei Jungs in einer Küche und einer Garage an, und jetzt haben drei Produzenten – einer kommt sogar aus Oklahoma – an den 14 Songs von „Mama’s Boy“ gearbeitet. Für mich fühlt sich „Mama’s Boy“ Arena-bereit an.