Wer schon einmal auf einer Berlin Independent Night war, der weiß sich im Vorfeld, für eine Seite der Spree zu entscheiden oder interessiert sich nur für ein oder zwei Bands. Wir wollen natürlich von Haus aus immer so viel sehen, wie wir nur können. Nachdem wir vorab alle 24 (ursprünglich 25 Acts) durchhatten, war aber schnell klar – auf nach Friedrichshain!
Zur Bändchen-Ausgabe mussten wir traditionell in den Magnet Club – ähm Musik & Frieden – also in den neuen Magnet Club. So richtig viel hat man bis hierhin noch nicht vom „Umbau“ bemerkt. Warten wir also mal ab, ob das Musik & Frieden tatsächlich das Zeug zum besseren Magnet Club hat. „Lusts“ haben die Berlin Independent Night zumindest für uns an diesem Abend eröffnet. Lusts kommen aus Leicester und sind die Brüder Andy & James Stone und kamen ein wenig schrammelig und wavig daher. Die großzügig geschätzten 40 Zuschauer standen geduldig in Zweierreihen halbkreisförmig vor der Bühne und waren zwischenzeitlich vermutlich mehr von dem enormen Gegenlicht der Scheinwerfer, als von der Bühnenpräsenz geblendet. Schade eigentlich. Lusts sollten dann auch der einzige Act für uns auf der Kreuzberger Seite der Berlin Independent Night bleiben. Auch wenn Milliarden wohl eine sehr gute Show abgefeiert haben müssen. Obwohl, an dieser Stelle noch Nils zu erwähnen ist, ein ganz liebreizender Fotograf, dem wir bei Pizza, Döner und Bier Gesellschaft leisten durften und die Fotos des Artikels beigesteuert hat. Danke Nils!
Wanda – Popmusik mit Amore
Auf dem Weg Richtung Friedrichshain, über die Oberbaumbrücke hinweg und an der Warschauer vorbei, freuten wir uns nun auf „Wanda“. Popmusik aus Österreich mit Amore! Die vermutlich erfolgreichste deutschsprachige Pop-Rock-Band der letzten zwei Jahre (ihr neues Album Bussi erscheint am 02.10.2015). Zum ersten Mal überhaupt verkaufte die Berlin Independent Night übrigens Clubtickets. Die Angst also bei Wanda überhaupt nicht mehr hereinzukommen war doppelt so groß. Glücklicherweise schafften wir es aber noch rechtzeitig und konnten noch einigen wenigen Songs von Olympique lauschen, die natürlich auch dank Wanda ein enorm großes Publikum im Astra Kulturhaus vorgesetzt bekam. Die Salzburger machen extrem lauten, teils schon bluesy wirkenden Rock, der durchaus Spaß macht. Na ja und gegen 21.15 Uhr brachen dann alle Dämme.
Wanda tratten auf die Bühne, mit Instrumenten, Mikrofon und der einen oder anderen Flasche Wein bewaffnet. Binnen Sekunden hatten sie das Publikum der Berlin Independent Night in ihrer Hand und konnten im Prinzip nach Belieben mit den Zuschauern spielen. Generell ist das Publikum bei der BIN immer schon ein Querschnitt der Gesellschaft, von klein nach groß, von dick nach dünn, von alt nach jung. Wanda hatte sie an diesem Abend alle und das, wohl bemerkt, selbst mit dem noch unveröffentlichten Album. So sangen 1000 Leute oder vielleicht auch ein paar mehr über die schönen alkoholgetrunkenen Geschichten des Alltags, lagen sich in den Armen und fraßen Marco Michael Wanda aus dem Patschepfötchen.
Rosis Berlin – Da wo man sich zuhaue fühlt
Das ein Festival aber auch immer von den kleinen Überraschungen lebt, hat die Berlin Independent Night in seiner diesjährigen Ausgabe verblüffend bewiesen. Unser letzter Stop führte uns ins Rosis Berlin, welches Premiere bei der BIN feierte. Ich muss zugeben, es gibt kaum einen Club in Berlin, in dem ich mich wohler fühle. Gutes Bier, tolle Leute, feine Musik und das alles mit ein wenig Shabby Chic. Das Rosis Berlin nimmt sich nicht zu ernst und das gefällt. Was nicht so ganz gefiel, waren Lions Head. Irgendwie brachte uns dieser Marquess-haftige Stil nicht so richtig Freude. Das ist Ibiza gute Laune Sommermusik. Ohne lange Umwege sind wir wieder raus in den Garten des Rosis Berlin – Bratwurst, Tischtennis und auf Kytes warten!
Kytes – die heimlichen Stars der Berlin Independent Night
Tja und was sollen wir sagen, da war sie, die Überraschung, die wir so erhofft hatten. Kytes kommen aus München, haben schon jede Menge Bühnenerfahrung (allerdings unter anderem Bandnamen), sind sympathisch und haben einfach Spaß. Da schadet es nicht, dass die Location für Live-Musik vielleicht nicht optimal ist und auch nicht, dass die Auftritte dort nicht professionell eingetaktet sind. Wie gesagt, das Rosis Berlin nimmt sich nicht zu ernst und seine Gäste eben auch nicht. Und genau aus diesem Grund waren Kytes auch so mitreißend. Unkomplizierter, hinreißend einfacher Indie-Pop der mit dem ersten Ton zum Tanzen, Wippen und Hüpfen einlud. Und obwohl noch nicht einmal die EP draußen ist, konnten die vier Münchener den vielleicht 100 Gästen rund eine Stunde einheizen. Chapeau!
Zu später Stund‘ schon etwas länger nach dem Auftritt hatten Kytes übrigens auch noch Bock auf ein kleines Guerilla Interview mit uns. So saßen wir eine Stunde beieinander, plauderte, lachten und tranken Pfeffi. Mehr zu diesem etwas anderen Interview dann aber ein anderes Mal! Ach und BIN! Vielleicht sollte es dich nächstes Jahr lieber zwei Tage geben.