Im Oktober luden die beiden Newcomer Phela und Kenay zum Konzert in den Berliner Privatclub. Phela – eine Geigenspielerin, entdeckte erst kürzlich ihre Gesangstalent & Kenay – einer dieser neuen angesagten „Rapper“, der eher Pop-Musik macht, als sich dem Underground zuzuwenden.
Was macht Pop-Musik eigentlich besonders?
Sowohl Phela, als auch Kenay verkörpern Pop-Musik, interpretieren diese aber auf völlig unterschiedlicher Art und Weise. Das macht sich besonders bei der Wahl der Instrumente bemerkbar – Geige vs. Klavier. Grundsätzlich gilt für Pop-Musik aber, sie funktioniert wenn die Lyrics sich ihren Weg ohne Umwege in die Ohren der Zuhörer suchen und kurzweilig unterhält. Die Kluft zwischen deutschsprachigem Pop und Schlager ist dabei gefährlich schmal. Auch Kenay hat das erkannt und sagt selbst –
„Popmusik traut sich in Deutschland einfach nicht so richtig cool zu sein“.
Den Abend im Privatclub eröffnete Phela.
Die junge Künstlerin verbindet den sanften Klang ihrer Stimme mit ruhigem Geigenspiel. Das Geigenspielen erlernte sie lediglich durch das Zuhören und bildete für lange Zeit ihre musikalische Grundlage. Erst vor einigen Jahren entdeckte sie ihre Stimme. Erhielt prompt positive Resonanz und verknüpfte somit was einfach zusammengehört. Gepaart mit einem guten Wein ergibt der Sound von Phela den perfekten Klangkosmos für einen gemütlichen Abend mit einem guten Buch auf dem Ohrensessel. Aber hey, wir waren ja nicht daheim sondern im Privatclub. Auch das gehört zur Musik von Phela. Abschalten, davonfliegen, Gedanken schweifen lassen, umhüllt vom roten Licht der Scheinwerfer. Phela singt uns Stücke über die Liebe und das Leben vor, wir horchten gespannt und träumten vor uns hin.
Zu später Stund gesellte sich Kenay auf die Bühne.
Das zwischenzeitlich doch arg ermüdete Publikum wurde schlagartig wachgerüttelt. Selbst die Workaholics unter uns mussten sich kurz die Augen reiben. Gut möglich, dass der Break aber auch nur derartig krass erschien, da Phelas Musik einen großen Schwachpunkt besitzt. Ihr fehlt es an Bombast und Überraschung, um tatsächlich über die Distanz einer ganzen Show zu begeistern. Umso willkommener sind uns dann natürlich die treibenden Klänge von Kenay. Die ersten Füße begannen zu wippen und das obwohl sein Album „Rot und Blau“ erst 2016 erscheint. Pop-Musik muss eben tatsächlich nicht kitschig sein. Clueso ist dabei das beste Beispiel. An ihn erinnert Kenay streckenweise nämlich stark, ist qualitativ sogar auf einem ähnlichen Niveau. Seine Songs bleiben hängen. Kenay liebt die Bühne, das merkt man ganz deutlich. Er fühlte sich wohl und interagiert viel mit dem Publikum. Schon als Rapper sammelte er einiges an Bühnenerfahrung – ein Vorteil den man ihm enorm anmerkt. Und auf dem Höhepunkt verteilt die Band unter den Zuschauern des Berliner Privatclub noch Knicklichter für die wirklich intime gemeinsame Erfahrung. In welchen Farben? – Selbstverständlich in Rot und Blau! Ein bisschen Kitsch darf eben auch in der Pop Musik nicht fehlen. Wie gesagt, schließlich ist die Schlucht zum Schlager verschwindend gering.