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Dr. Dog im Privatclub – ein Abend voller besonderer Momente!

Ein Beitrag von Jonas
vom

In der amerikanischen Heimat spielt Dr. Dog in gleichen Locations wie Wolfmother oder The 1975. Also Bands, die bei uns mal locker die Columbiahalle füllen. In Europa und speziell in Deutschland findet die Band nicht wirklich statt und spielte deshalb im eher gemütlichen Privatclub. Wir waren vor Ort und haben geschaut, wie sich die Band aus Pennsylvania auf europäischen Boden geschlagen hat.

The Harpoonist und The Axe Murderer eröffnen den Abend

Als Vorband durften sich The Harpoonist und The Axe Murderer  aus Vancouver versuchen. Die Band, die überhaupt das allererste Mal in Europa spielte und laut eigenem Bekunden mit ihrem ungewöhnlichen Bandnamen auch schon mit Einreiseschwierigkeiten in die USA zu kämpfen hatte, konnte sich sofort in das Herz des sehr internationalen Publikums spielen. Obwohl die Band nur als Duo auftritt, lieferten sie eine äußerst energievolle Performance. Shawn Hall spielt wie ein Verrückter Mundharmonika und singt dazu, während Matthew Rogers ihn mit der Gitarre und dem Fuß-Drum-Pad unterstützt. Ohne Frage mit ihrem experimentellen Folk-Blues-Mix passte die Band optimal zur Dr. Dog. Eine äußerst gelungene Auswahl als Vorband!

Toby Leaman von Dr. Dog im Privatclub Berlin
Dr. Dog / © Jonas Amelong

Dr. Dog liefert eine Show voller Spaß und Abenteuer

Kurz danach betrat das Sextett aus Pennsylvania die Bühne, angeführt von den beiden Frontmännern Scott McMicken und Toby Leaman. Dr. Dog wird überall als Folk-Band geführt. Doch bei Folk denkt man heutzutage an viele „Hos“ und noch mehr „Heys“ und Geklatsche in jedem zweiten Takt. Zu diesem Vertreten gehört die Band definitiv nicht. Überhaupt findet die Akustik-Gitarre in nicht mal der Hälfte der Songs seines Einsatz. Der Sound der Band hat ihre Wurzeln in den 60ern und wurde von Gruppen wie The Beach Boys, The Zombies oder The Band inspiriert und das hört man in jedem einzelnen Song. Harmonische Gesänge treffen auf bluesige E-Gitarre und verträumte Popmelodien und alles ist geprägt von einer gesunden Portion Verrücktheit. Bassist Toby tanzt so wild, dass ihm mehrere Male die Mütze vom Kopf fällt. Außerdem übernimmt er teilweise den Leadgesang und überzeugt mit seiner rauchigen und kratzigen Stimme. Die andere Stimme von Dr. Dog ist Gitarrist Scott. Er wirkt mit seinen Hochwasserhosen eher wie der verrückte Nerd, der jeden Moment ein Streich aushecken könnte. Seine Stimme wirkt eher etwas verträumt und nachdenklich und ist deutlich softer. Die Band nimmt uns mit auf eine Reise durch Pennsylvania. Eine Reise voller Spaß und Abenteuer. Zu „That Old Black Hole“ und „These Days“ wird hemmungslos getanzt, zu „Shadow People“ die melancholische Seite ausgepackt und zu „Lonesome“ die eigene Einsamkeit gefrönt.

Frank McElroy von Dr. Dog im Privatclub Berlin
Dr. Dog / © Jonas Amelong

Und auf einmal rappt ein Typ auf der Bühne

Mitten im Set fragt Scott auf einmal: „Hat hier jemand Lust auf ein Freestyle?“. Aus den hinteren Teil des Publikums ertönt ein lautes „Yeah“ und ein langhaariger Typ stürmt nach vorne, bekommt ein Mikro in die Hand gedrückt und los gehts. Die Band jamt und der Typ rappt einfach drauf los und mit was für einer Reibeisenstimme. Im Vergleich dazu kann selbst Casper einpacken. Die Band konnte sich gar nicht mehr vor Lachen einkriegen. Anschließend ging die Show weiter. Über eineinhalb Stunden spielte Dr. Dog im Privatclub. Auch die Zugabe war kein Standardprogamm, das in jeder Stadt abgeliefert wird. Das Publikum durfte sich seine Lieblingssongs wünschen. Ich hatte vorher schon einiges von Dr. Dog als Liveband gelesen, doch der Abend toppte die Erwartungen. In New York spielte die Band schon vor über 3000 Leuten. Meiner Meinung nach gehört die Band auch in Europa auf die große Bühne. Also an Festivals, wie das Hurriane oder Southside – bekommt mal bitte wieder den Stock aus den Hintern und riskiert etwas in euren Line-Ups! Bei der Band werdet ihr es sicher nicht bereuen!

Video: Dr. Dog – The Old Black Hole

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