Mit zuckersüßen 15 Jahren hat der Zürcher Song-Writer Julian Pollina angefangen eigene Songs zu schreiben. Jetzt ist er 23, bringt bald sein zweites Album auf den Markt und ist besser bekannt unter dem Namen „Faber“! Wir haben uns mit ihm getroffen und ein wenig über Musik und Karriere geplauscht…
Faber: Als Kind wollte ich nie spielen, denn das war nicht meine Sache. Ich habe lieber Fußball gespielt, oder was Kinder halt so machen. Dann mit 12 kam das ganz plötzlich und dafür ziemlich intensiv, da habe ich dann Bass gespielt und das Ganze hat seinen Lauf genommen.
Nele: Inwiefern hatte dein Vater, als italienischer Liedermacher, Einfluss auf deine musikalische Laufbahn?
Faber: Er hat mich auf jeden Fall nie gepusht und nie gesagt‚ „Ey Julian, spiel doch mal ein Instrument“, das ist überhaupt nicht seine Art. Ich glaube, dass es ein großer Vorteil ist, wenn Du Kind von einem Musiker bist und von Anfang an weißt, dass Musikersein auch ein Beruf sein kann und dass es das gibt. Je nachdem wie Du halt aufwächst, ist es gar keine Option. Da gibt’s das eigentlich gar nicht – da machst Du halt normale, gute Berufe, die man so kennt. Das ist schon anders, wenn du weißt, dass es einfach geht, es nicht unmöglich ist. Es ist nicht nur ein paar Wenigen vorbehalten, aber das kann man einfach machen, das ist Arbeit. Du kannst viel arbeiten, wirst dann besser und dann wird das schon irgendwann hinhauen.
Nele: Hättest du damals gedacht, dass du heute da stehst, wo du jetzt stehst?
Faber: Ich glaube nicht. Also ich war mir damals schon sicher, dass ich das irgendwie machen will, aber ich hatte mir nie so konkrete Sachen als Ziel gesetzt, sondern einfach gedacht, dass das dann schon irgendwie klappen wird. Ich bin sehr naiv und sozusagen respektlos an die Sache rangegangen.
Faber gilt momentan als größte Hoffnung im Schweizer Popgeschäft. Er singt, was er denkt, mal heiter, mal schwermütig. In eine Schublade lässt er sich nicht stecken, vielleicht verzaubert gerade das sein Publikum…
Nele: Was denkst du, begeistert die Menschen an deiner Musik und natürlich auch an Deiner Person?
Faber: Is’ mir auch ein Rätsel, ehrlich gesagt. Nein, keine Ahnung. Ich glaub’, egal ob es einem gefällt oder nicht, wir machen als Truppe echt ’ne anständige Arbeit. Die Musiker, die mit mir spielen, sind alle richtig, richtig, richtig gut. Und ich finde, wir geben uns sehr viel Mühe – wir sind eine engagierte und starke Liveband. Wenn wir für zwei Stunden spielen, ballern wir halt auch die zwei Stunden durch, egal ob wir müde oder kaputt sind, das finde ich wichtig. Ich denke, das is’ auf jeden Fall was, was uns sehr geholfen hat und auch was, was vielleicht gefallen kann. Oder eben auch, wenn’s nicht gefällt – das kann man uns schwer nehmen.
„Manchmal schicke ich ne Karte
Und manchmal ficke ich ne Schwarze
Ich mach’s genau wie’s mir gefällt
Und ich scheiße auf die Welt“
Nele: Du bist ja auch dafür bekannt, oftmals sehr vulgäre Worte in deinen Texten zu verwenden – gibt’s für Dich ein absolutes Tabuthema, das du überhaupt nicht anschneiden würdest?
Faber: Also es gibt auf jeden Fall Sachen, über die ich keine Witze machen möchte. Natürlich verwende ich derbe Sprache, aber das ist auch eine Sprache, die wir einfach auch so benutzen, hab’ ich das Gefühl. Wie viele Leute sagen einfach nur so „Hurensohn“? Ich find’, das ist eigentlich nichts. Im echten Leben reden die Leute auch sehr derb. Ich war echt überrascht, dass das so einen medialen Aufschwung gegeben hat. Dass man so einfach provozieren kann und hab’ mich sehr gefreut, egal ob das jetzt positiv oder negativ war, haha. Ich meine, als Rapper kannst Du sonst was sagen und dann denkt man sich „Ah wie süß, der hat jetzt jemanden gedisst“. Aber wenn du einmal „Nutte“ in der Popmusik sagst, dann ist das gleich so’n Thema. Das ist eigentlich sehr dankbar.
Nele: Da wir gerade von Deinen Texten geredet haben, wie entstehen diese denn?
Faber: Schwierig… Texte entstehen bei mir nicht so. Ich hab noch nicht rausgefunden, wie das so richtig funktioniert, haha. Mein Ding ist es halt, dass ich gerne Sätze sammle. Es reicht schon, wenn ich einmal etwas irgendwie ein bisschen lustig finde. Dann kann ich das schon gebrauchen, ohne, dass es irgendwie viel Sinn ergibt. Das reicht mir dann schon. Andere Sachen platzen einfach aus mir heraus und dann ist es da, ist es fertig und super. Das sind dann auch die Sachen, die schneller gehen. Da brauch’ ich mal ’nen Nachmittag und dann ist das so. Aber an anderen Texten schraube ich 100 Jahre dran herum, schreibe viel zu viele Strophen, streiche die Hälfte wieder und mache Sachen anders. Aber das ist irgendwie ’ne andere Herangehensweise. Ich weiß auch nicht, was richtig gut funktioniert. Auch nicht, ob man das einstellen kann. Aber das finde ich auf jeden Fall noch raus.
Nele: Das klingt so, als ob Deine neuste Platte „Sei ein Faber im Wind“ kein typisches Konzeptalbum wäre.
Faber: Nein, das ist es auch nicht. Also ich hoffe schon, dass es einen Bogen hat, einen schön musikalischen Bogen. Es ist auf jeden Fall kein Konzeptalbum, wo ich sage, „Ja, die Inspiration von jedem Text muss ein Buch sein“ oder so. Da gibt’s wirklich keinen roten Faden. Ist, in dem Sinne ein bisschen unromantisch gesagt, eine Sammlung an Sachen, aber ich hoffe, dass sie dann trotzdem zusammenhalten und in sich dann so einen Bogen ergeben.
Nele: Schlussendlich würde ich gerne wissen, welche Musiker momentan zu Deinen Lieblingen gehören.
Faber: Jetzt push’ ich all meine Freunde da rein, haha. Nein, Ezma Redzepova aus Mazedonien, das ist so Balkanshit. Groovt extrem und hat ’ne krasse Passion. Es bricht alles so raus, ist auch total übertrieben, aber es ist schon echt geil.