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Musikalische Brüderpaare scheinen in Großbritannien keine Seltenheit zu sein, wenn man nur mal an Oasis, The Kinks oder Jesus And The Mary Chain denkt. Will und Matt Ritson sind darüber hinaus Zwillinge und haben die Musik sprichwörtlich mit der Muttermilch aufgesogen. Ihren Eltern zum Trotz spielen sie heute nicht in einem Orchester, sondern gründeten 2014 ihre eigene Band, nachdem beide in verschiedenen anderen (Achtung, Wortspiel) Formationen gespielt hatten.
Formation – eine Band, die in keine Schublade passt
Über den Stil der jungen Band aus London lässt sich einiges sagen, nur eben nichts konkretes. Formation bewegen sich irgendwo zwischen Postpunk, Funk, Jazz, Indiepop und Rock. Am ehesten erinnert “Look At The Powerful People” aber an die australische Band Northeast Party House, was nicht zuletzt am Gesang von Will Ritson liegt. Dabei kommt die Scheibe fast komplett ohne Gitarren aus und lässt stattdessen Bass und Schlagzeug dominieren, wie man im Mike Skinner (The Streets) produzierten Video zum Titeltrack sehen und hören kann.
Die Liebe zum Jazz merkt man Formation mit jedem Song an. Mit “Drugs” groovt das Album ordentlich los und macht deutlich, dass die Rhythmusinstrumente im Vordergrund stehen. “Buy and sell” und “On the board” legen in Sachen Beats noch eine Schippe drauf während “Gods” und “Pleasure” zeigen, dass Formation auch ruhiger können. Während die früheren Formation noch eher elektronisch unterwegs waren, sind auf dem Debütalbum die Gitarren prominenter und die Stücke im allgemeinen melodischer geworden.
“Look At The Powerful People” – ein Album mit Groove
Nachdem sich ihre erste selbst releaste EP gut verkaufte, bekamen Formation einen Vertrag bei Warner Music angeboten, unter deren Fittichen das Debütalbum des Duos konzipiert wurde. Wie es oft mit solchen Debüts ist, leidet “Look At The Powerful People” leider ein wenig daran, dass es sich eher um eine Zusammenstellung von Songs handelt als ein organisch gewachsenes Album. So finden sich neben neueren Songs auch “A Friend” von der inoffiziellen 2014er EP oder “Back Then” von der 2015 erschienen “Young Ones” EP wieder. Trotz dieser allgemeinen Kritik ist “Look At The Powerful People” ein sehr gutes Album geworden, das vor allem neue Fans der Band überzeugen dürfte.
Mit Wills leicht rauchigem Gesang und zackigen Rhythmen erinnern Formation an die Glanzzeit des Math Rock als Bands wie Bloc Party oder Foals, die sie bereits als Vorband begleiten durften, ihren Durchbruch hatten. Nach den etwas seichteren, radiofreundlicheren Bands, die in den letzten zwei Jahren aus dem UK gekommen sind, bringen Matt und Will Ritson wieder etwas frischen Wind in die britische Musiklandschaft. Nicht nur Fans der genannten Bands sollten hier zugreifen.