
© Vincent Haycock
Florence drosselt die Maschine
Auf ihrem vierten Album drosselt Florence Welch ihre Maschine hörbar. Stattdessen dominieren vor allem ihre Stimme sowie akustische Instrumente. Trotzdem oder gerade deswegen sind ihre Melodien nicht weniger weit, ihre Texte nicht weniger ergreifend. Im Gegenteil, “High As Hope” beweist, dass Hymnen auch ohne große Effekte und Arrangements funktionieren.
“High As Hope” ist wohl das bisher persönlichste Album der Britin. Sei es über ihre wilde Zeit als Teeanger im Süden Londons (“South London Forever”), eine Entschuldigung und Liebeserklärung an ihre Schwester (“Grace”), eine Hommage an Patty Smith (“Patricia”), Trennungsschmerz und Ghosting (“Big God”) oder die Auseinandersetzung mit ihrer einstigen Magersucht und Einsamkeit (“Hunger”).
Nach eigener Aussage versteckte sich Welch früher eher hinter Metaphern, anstatt die Dinge offen anzusprechen. “High As Hope” nimmt dagegen kein Blatt vor den Mund. Ganz offen äußert die Sängerin Zeilen wie “I threw myself from the balcony like my grandmother so many years before me” (“The End Of Love”), “At seventeen, I started to starve myself, I thought that love was a kind of emptiness” (“Hunger”) oder “High on E and holding hands with someone that I just met” (“South London Forever”).
“High As Hope” ist ein mutiges, erwachsenes und wunderschönes Album
Die Einblicke in die Seele von Florence Welch sind so intim, als hätte man sie selbst erlebt. Zu keiner Zeit wirken ihre Texte überzogen oder ihre Melodien zu pathetisch. Das beinahe autobiografische Album nimmt einen von den ersten zarten Tönen von “June” bis hin zum stimmungsvollen Closer “No Choir” mit auf eine Reise in Welch’s Innerstes, in dem man sich als Hörer immer wieder selbst zu erkennen scheint. “High As Hope” ist ein mutiges, erwachsenes und wunderschönes Album dieser bemerkenswerten Künstlerin.