
© Joost Vanderbrug
Nachdem Jamie T zwischen seinem letzten Album, dem 2014 erschienenen „Carry on the Grudge“, und dem 2009 erschienenen „Kings & Queens“, ganze fünf Jahre ins Land ziehen ließ, kann man sich als Fan richtig verwöhnt fühlen, dass die neue Scheibe „Trick“ mit nur zwei Jahren Abstand folgt (2015 erschien außerdem die EP „Magnolia Melancholia“).
Als Jamie T 2007 sein Debüt „Panic Prevention“ auf den Markt warf, avancierte er mit seinem Genre-Mix aus Rock, Pop, HipHop, Punk und Ska schnell zum Wunderkind aus Wimbledon. Vermutlich ist es gerade dieser langen Pause nach dem zweiten Album geschuldet, dass Treays nach so langer Absenz an den alten Erfolg anknüpfen konnte, was man von etlichen anderen aus der „class of 2007“ nicht behaupten kann.
“Trick” haut auf die Kacke
Während „Carry on the Grudge“ eine etwas ruhigere Indie Rock Platte war, haut „Trick“ wieder so richtig auf die Kacke. Mit viel Karacho geht es auf „Tinfoil Boy“ los, einem klaustrophobischen Song mit Rage Against The Machine Einflüssen. „Tinfoil Boy“ ist mit Sicherheit nicht Jamie T’s zugänglichster Song aber mit Abstand der härteste. In der selben Manier geht es mit „Drone Strike“ weiter, wo neben dröhnenden Grime Beats auch Treays’ Rap Künste wieder zur Geltung kommen.
Doch auch der Punk findet wieder Einzug auf „Trick“. „Robin Hood“ klingt stellenweise so stark nach „Blitzkrieg Bop“, dass man kurzzeitig meinen könnte die falsche Playlist ausgewählt zu haben. „Tescoland“ klingt wie einer Homage an den The Clash Klassiker „Lost in the supermarket“ und erzählt die alte Geschichte des Englishman in New York, der sich in sein Tescoland zurückwünscht. Funky indie Nummern gibt es mit „Dragon Bones“, „Joan of Arc“ und „Power over man“. Diesen Genre-übergreifenden Sound beherrscht keiner besser als der ewig jugendliche Mann aus Wimbledon.
Auch wenn „Trick“ einige Zeit vor dem Brexit geschrieben wurde, passt die Platte gut in die Post-Brexit-Depression, die man zur Zeit in der britischen Kulturszene verspüren mag. „This is God giving up on us“ legt Treays dem Bußprediger „Solomon Eagle“ (der in der Darstellung Paul Falconer Pooles das Cover ziert) in den Mund, der im 17. Jahrhundert halbnackt durch die Straßen von Whitechapel wandelte, wie das Voiceover aus Daniel Dafoes „A journal of the plague year“ berichtet. So kann man es auch sagen.
Jamie T schafft den Spagat
Leisere Töne sind auf „Trick“hingegen spärlich gesät. „Sign of the Times“ beklagt, nur von einer E-Gitarre begleitet, das Sterben der Clubkultur aus der Jamie T einst selbst hervorging („And where did all the venues go? / Lost them all to businessmen“) und „Self Esteem“ lässt das Album mit einem geloopten „maybe I’m next to you…“ bedrückend ausklingen.
Musikalisch ist “Trick” nicht nur eine Symbiose aus Treays’ bisherigen Alben sondern auch eine Konsequente Entwicklung seines Sounds. Jamie T schafft wieder einmal den Spagat zwischen Adoleszenz-Gebaren und Belangen, die über das eigene Befinden hinausgehen, was zur Zeit nur wenigen Künstlern gelingt (sofern sie es überhaupt versuchen).