Nach zweimaliger Verschiebung findet am 16.07.2022 endlich das Konzert der Mannheimer Band statt. Eine emotionale Achterbahn mit viel Gehüpfe und textsicheren Fans.

© Vera Klemt>
Die Schlange vor dem Club ist beachtlich. Als die knapp 300 Leute endlich Platz gefunden haben, wird es schnell stickig. Alle warten gespannt auf die Synthie-Pop-Band. Als sie die Bühne betreten, tragen alle vier Sneakers, schlichtes Shirt und Tennis-Socken. Es geht es endlich los mit dem “Einhorn-Rock”!
Schon beim ersten Titel wird klar: Die Texte können alle im Publikum in- und auswendig. „Das ist ja irre”, ruft Eva. Daraufhin muss die Crowd sich selbst taufen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Zwischen “Liebe”, “Spandau” und anderen Ideen werden “Waschbären der Liebe” gewählt .
“Ihr seid jetzt ein Kollektiv”, ruft Eva und stimmt “Zuckerbaby” an.
Spätestens bei ihrem Song “Zu laut in der Disko” kommen die ersten ins Schwitzen.
Die unfassbare Energie, die die Band auf die Bühne bringt, scheint schnell eine Art Symbiose mit dem Publikum zu bilden. Zwischen Hüpfen, Klatschen und Schreien wird klar: Es feiern alle miteinander so, als wären die vier Teil des Publikums.
Mehr als eine Stunde tanzen sich 200 Leute die Seele aus dem Leib, während der Rest zwischen Bar und Lounge-Ecke rotiert. Stillsitzen kann jedoch niemand.
Von “Liebe?”, deutschen Handtüchern am Strand bis zum Respekt für Mütter ist thematisch alles abgedeckt, was politische Relevanz hat und dennoch fühlt es sich keine Sekunde schwer an. Menschen zwischen 20 und 42 feiern in diesem Club eine Band, die auf Augenhöhe ist. Statt Pathos und Kitsch, gibt es funkige Beats und geschickte Reime.

Vielleicht ist genau deshalb die emotionale Verbindung so stark, dass bei der Zugabe die Dämme brechen und Tränen fließen, als “Der Soldat” gespielt wird. Aktueller denn je und dennoch auf das Individuum blickend, trifft dieser Titel tief. Nach diesem Brocken wissen weder Band noch Publikum so ganz genau, wie die Stimmung wieder hochgehen soll. Dennoch schaffen ok.danke.tschüss mit dem Titel “Zeug” genau das. Eine tanzbare Kapitalismuskritik mit viel ‘an die eigene Nase fassen’. Mit der Zugabe und nach insgesamt 18 Titeln verabschieden sich Band und Gäste.
Später verrät Eva strahlend, dass dies ihr größtes Konzert bis dato war.
Dazu muss ich sagen: In drei Jahren sehe ich sie vor zehn Mal so vielen Leuten spielen – mit eigener Vorband. Sich selbst und anderen den Spiegel vorzuhalten, gelingt der Band mit einer Leichtigkeit, die wirklich besonders ist. Ok.danke.tschüss machen Musik mit viel Humor und raffinierten Wortspielen, bei denen jeder einzelne Ohrwurmpotential hat.