William McCarthy – Geschichten über Dildos, Terroristen und Donald Trump

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Am vergangenen Mittwoch, den 27.01 spielte der Frontmann der Augustines William McCarthy ein kleines, intimes Konzert im Grünen Salon. Wir waren dabei, um zu schauen, ob der Wahl-New-Yorker auch solo zu überzeugen weiß.

© Jonas Amelong

William McCarthy – einmal Straßenmusiker, immer Straßenmusiker

Ich muss zugestehen die Augustines war bei mir eine Band, die bisher ein bisschen unter dem Radar ablief. Natürlich sagte mir der Name etwas und mir waren auch eins, zwei Songs bekannt. Doch so ganz konnte ich die große Begeisterung einiger Freunde nicht so richtig begreifen. So ging ich also mit einer kleinen Portion Skepsis in den Abend. Aber irgendwie auch mit Vorfreude, denn der Titel „An evening with William McCarthy of AUGUSTINES – Journals, maps, stories and songs“ unter dem dieser Abend vermarktet wurde, ließ schon darauf schließen, dass uns kein ganz normales Konzert erwarten würde. Schon vor dem Beginn ähnelte der Grüne Salon einer finnischen Sauna. So heiß war es im seit Wochen ausverkaufen Club. 21 Uhr sollte es losgehen, etwas verspätet ca. eine halbe Stunde nach geplanten Beginn betrat William McCarthy die Bühne. Eine Vorband gab es nicht. Bestens gelaunt kam er auf die Bühne des Grünen Salons der Volksbühne.

Die jahrelange Erfahrung als Straßenmusiker merkt man William McCarthy an. Er ist ein Entertainer vor dem Herrn. Doch nicht nur das. Er ist auch einfach ein verdammt guter Musiker, was er aus seiner Gitarre holt ist beeindruckend. Er beginnt den Abend mit einigen Songs, die er gesungen hat, als er noch alleine unterwegs war und es ist die Augustines noch nicht gab. Hinter ihm auf der Leinwand war ein melancholisch-angehauchtes Bild mit einem Schiff zu sehen. Eigentlich hätte nur noch ein Kaminfeuer gefehlt, um diese sehr intime Stimmung perfekt zu machen. Während des Abends spielte er einen wilden Mix aus Songs aus seiner aufregenden  Jugend, Augustines-Songs wie dem bekannten Hit „Chapel Song“ oder auch traditionelle amerikanische Songs wie „Man of Constant Sorrow“, welcher manchen sicherlich aus dem Coen-Film „O Brother Where Art Thou“ bekannt sein dürfte.

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© Jonas Amelong

„Song or Story?“ im Grüner Salon

Irgendwann, nach den ersten paar Songs, machte William das Versprechen war und erzählte Geschichten aus seiner Jugend. Dem tristen amerikanischen Kleinstadtleben, welches er so verachtet, seine Beziehung zu seinem mexikanischen Mitmenschen und vieles mehr. Als er die Frage stellte „A song or a story?“ antwortete über die Hälfte des Publikums mit „Story“. Das darf man aber keinesfalls als Kritik seiner musikalischen Fähigkeiten wahrnehmen. Billy, wie er auch genannt wird, ist einfach ein fabelhafter Geschichtenerzähler. Während viele Musiker schon bei der Ankündigung des nächsten Songs scheitern, spricht William McCarthy minutenlang, komplett frei mit einer Authentizität, die unvorstellbar ist. In seinem ganzen Wesen, kommt er fast, wie ein Zeitreisender vor. Er wirkt wie Ernest Hemingway. Wenn er das sitzt mit seinem Hut, neben ihn ein Weinglas, er ganz beiläufig an einer Zigarette pafft und die beeindrucksten Geschichten erzählt.

Wenn William McCarthy davon berichtet, wie er versucht hat auf einen fahrenden Zug rauf zuspringen, hat er aber auch etwas von Jack Kerouac. Einem Reisenden, der gleichzeitig nirgendwo und überall zu Hause ist. Bei manchen Geschichten ist man teilweise am Zweifeln, ob sie wirklich stimmen. Z.B. wenn er davon berichtet, wie ihn einst als er noch Straßenmusiker war, ein Mädchen fragte, ob er eine Unterkunft bräuchte. Er das Angebot dankend an nahm, sich das Mädchen aber als etwas speziell herausstellte und ihn nachts mit einen Dildo traktierte. Oder als William McCarthy davon berichtete, dass er mal in einem Flug saß, in dem ein Passagier meinte, dass er alle umbringen wolle. Bill das darauf hin twitterte und er so in sämtlichen amerikanischen Medien war und sein Handy gar nicht mehr still wurde. Auch über seine Liebe zu Europa und seine Gedanken zu Donald Trump sprach er. Aber das wäre jetzt unfair alles im Detail zu berichten, falls ihr auch noch mal die Gelegenheit haben solltet William McCarthy bei einem Abend mit Songs und Stories live zu sehen. Denn wenn ihr die Gelegenheit dazu habt, solltet ihr sie auf jeden Fall wahrnehmen. William McCarthy ist nicht nur ein ganz besonderer Musiker, sondern auch ein ganz besonderer Mensch. Der Abschluss des Abends bildete ein Song des neuen Augustines-Albums, welches dieses Jahr erscheint – vollkommen akustisch, ohne Gitarre. Ein magischer Moment, so wie irgendwie der ganze Abend.

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Hi, ich bin Jonas ...

und seit frühester Kindheit großer Musikfan. Angefangen mit den väterlichen Platten der Beatles, entdeckte ich später Oasis und die Arctic Monkeys. Seitdem laufen wöchentlich die neuesten Indie-Songs durch meine Kopfhörer. Ab und zu sogar nicht-britisch und ohne Gitarre. Wenn ich nicht gerade auf Konzerten bin, schreibe ich meine Masterarbeit oder versuche Gitarre spielen zu lernen. Hilfe gerne willkommen!

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