TÜSN – Bloß nicht stehen bleiben

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Dunkel wickelt sich die Stimme von SNÖT um den Zuhörer. Sie berührt, anfänglich mit ein wenig Zurückhaltung, dann zieht sie immer mehr hinab in den Klankosmos von TÜSN. Die Musik der Berliner Band ist ähnlich elektrisierend wie eine durchzechte Berliner Partynacht. Sie ist dreckig und verschwitzt, bewegt sich stets am Rand derer Dinge die viele sich kaum zu denken trauen. Dadurch schaffen TÜSN etwas erstaunliches …

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©Tüsn

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©Tüsn

…die tiefsten Geheimnisse eines jeden zu Ergründen ohne je wirklich aus dieser verführerisch fesselnden Distanziert so richtig herauszukommen. Wir haben uns mit TÜSN unterhalten und gefragt wie das so ist, wenn man in die anfänglich verstörten Gesichert der Zuschauer schaut, warum sie in den sozialen Medien so gar nicht anzutreffen sind und was TÜSN mit dem Gotik Wave Fest zu tun hat.

Die Banalitäten des Alltags

herzmukke: Tüsn – Was steckt hinter diesem Namen?

Tüsn: Genauso wie unsere Musik individuell und ohne direkten Fremdbezug entsteht, hat auch unser Name keine andere Bedeutung, als für uns als Band zu stehen. Ich mag die Geradlinigkeit der vier Blockbuchstaben mit unserem Ü-Logo. Wir sind TÜSN.

Eigentlich ist die „Wie habt ihr euch kennengelernt – Frage“ ziemlich ausgelutscht. Aber zu euch findet man im Netz praktisch nichts. Daher – Wie habt ihr zusammengefunden?

Ist das nicht eigentlich auch völlig unbedeutend? Wir haben uns irgendwie getroffen, eine zufällige Fügung von Raum und Zeit, ich kann mich selbst nicht erinnern. Jetzt jedenfalls teilen wir eine musikalische Vision und eine echte Freundschaft.

Ihr entzieht euch praktisch komplett den sozialen Netzwerken. Woran liegt das?

Ich finde nicht, das wir uns dem komplett entziehen, denn auch wenn wir kein eigenes Facebookprofil für nötig befinden, findet TÜSN ja trotzdem im Social Web statt. So hat zum Beispiel irgendjemand uns völlig Unbekanntes eine TÜSN Fanpage erstellt – verrückt, zu beobachten was da passiert.

Im Interview mit Fritz hat SNÖT gesagt „die diversen Netzwerke und deren Inhalte seien zu banal“. Welche Kanäle werden von euch genutzt und werden eurer Kunst gerecht?

Banal finde ich, irrelevante Alltagsnichtigkeiten breitzutreten, um dadurch fremden Menschen Nähe vorzugaukeln. Ich fand schon immer spannender, Inspirationen in meiner eigenen Gedankenwelt lebendig werden zu lassen und nicht alles fertig angerichtet serviert zu bekommen. Unser Kanal ist die Musik, wie sie auf Konzerten, als Aufnahme und in Videos zu erfahren ist.

Trotz der ganzen Geheimniskrämerei seid ihr bei Universal/Vertigo gelandet. Wie ist eure Anti-Mainstream Haltung mit den Interessen eines Major Labels zu vereinbaren?

Für uns bedeutet diese Zusammenarbeit in erster Linie, unsere Songs in gebührender Weise aufnehmen und veröffentlichen zu können. Da empfinde ich uns auch keineswegs als geheimniskrämerisch, letztendlich ist es doch eine große Freude, wenn unsere Musik Gehör findet. Und was sollte für ein Label spannender sein, als gute Musik zu veröffentlichen, die gehört wird?

Es ist faszinierend kurz die Gesichtszüge auszumachen

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©Tüsn

Ich habe euch 2014 auf dem First We Take Berlin im FluxBau gesehen. Es war dunkel, die Leute unterhielten sich und die Lichter der Stadt reflektierten sich auf der Spree. Plötzlich setzte ein dunkler, elektronischer Sound ein. Schlagartig änderte sich die Stimmung, alle schauten gespannt zu und lauschten. Noch einige Zeit nach eurem Auftritt lag irgendwie eine bleierne Aura über dem FluxBau. Wie habt ihr den Auftritt und die Wahrnehmung des Publikums empfunden?

Toll, dass unser Auftritt eine solch intensive Stimmung erzeugt! Es ist faszinierend, in kurzen Momenten immer mal wieder die Gesichtszüge im Publikum auszumachen. Wenn wir dabei im Dunkeln von Lichtblitzen getroffen werden, ist das die perfekte Stimmung für unser Konzert, dann können wir unsere Musik am besten ausleben.

Wir gehören überall hin, wo Menschen sich für TÜSN interessieren.

Ihr ward auch auf dem Wave Gotik Treffen. Was ein Kontrast zum kommenden Feel Festival. Klar ist eure Musik „düster“ aber so düster, dass ihr aufs Wave Gotik gehört?

Wir gehören überall hin, wo Menschen sich für TÜSN interessieren. Dass das in ganz unterschiedlichen Orten und Umfeldern passiert spricht letztendlich dafür, dass unsere Musik eine universelle Wertigkeit in sich trägt und nicht einfach nur über Szene-Codes funktioniert. Auch für das WGT waren wir sicherlich eine eher ‚besondere‘ Band. Es tat gut zu erleben, welch ehrliche Liebe zu Musik diesen schwarzen Haufen interessanter Menschen miteinander verbindet.

Die Songtitel eures Debütalbums deuten darauf hin, dass sie bei „Schwarzmarkt“ & „Zwang“ anknüpfen und die dunkelsten Gedanken eurer Hörer auf den Prüfstand stellen werden. Was wollt ihr bei den Hörern für ein Bild hinterlassen oder erzeugen?

Was der Hörer sich für Bilder aus unserer Musik malt, sei in erster Linie ihm selbst überlassen. Gerne inspirieren dazu, sehr tief in zu gehen und auch die düsteren Seiten der Seelen zu erkunden. Unserer happy-lucky-feelgood Gesellschaft wird es nicht gelingen, riesige Missstände durch pure Ignoranz auszuräumen.

Es werden sich immer wieder neue Wege auftun.

Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie stoßen mir bei eurem Klangkosmos immer wieder zwei Namen auf, „Placebo“ und „Muse“ – Liege ich da richtig bei solchen Referenzen oder seht ihr das anders?

Spannend, dass du zwei Gitarrenbands anführst, obwohl wir nie eine Gitarre eingesetzt haben. Wir selbst wollen ja niemandem nacheifern, wobei sich meine Hochachtung vor zweitgenannten, insbesondere den Alben um ‚Absolution‘, inspirierend ausgewirkt haben mag. Letztendlich soll uns ein jeder einordnen, wie er will.

Noch steht ihr am Anfang und man kann euch die große Karriere nur wünschen aber es stellen sich zwei Fragen – Wo geht es hin, wenn euer Debüt einschlägt und wie geht es weiter, wenn es nicht die große Musikkarriere wird?

Ich bin gerade am Wochenende unten am Strand einer Steilküste entlang gewandert und manchmal sah es aus der Ferne so aus als ginge es an bestimmten Stellen nicht weiter. Aber wenn ich dort ankam, hat sich immer ein Weg aufgetan. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber solange wir nicht stehen bleiben, können wir sie erreichen.

Abschließend Fragen wir immer jeden Künstler nach seinem absoluten All-Time-Favourite Song. Welcher ist das bei euch?

NOFX – The Decline

Danke an TÜSN für das Interview!

 

Wenn ihr die Band Live erleben wollt, habt ihr an folgenden Terminen die Chance dazu:
12.07.15 Feel Festival / Bergheider See
18.07.15 Melt! Festival / Ferropolis
01.08.15 Watt en Schlick / Dangast
05.08.15 Open Flair Festival / Eschwege
13.08.15 Utopia Island Festival / Moosburg a.d. Isar

Hört euch hier noch einmal ihre zweite Single „Zwang“ an. Das Debüt „Schuld“ erscheint am 11.09.2015.

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Hi, ich bin Philipp ...

ich kann mich wochenlang mit dem selben Song beschäftigen und trotzdem jeden Tag neues entdecken. Mein Herz schlägt für gutes Essen und noch besseres Bier, am besten kurz vor einem Konzert. Meine große Liebe ist aus Stahl und ca. 35 Jahre alt. Auf ihren zwei Rädern ist sie rasend schnell. Hin und wieder zieht es mich nach Skandinavien, da ists immer so schön kühl. Und immer mit dabei ist der Soundtrack Of My Life gespickt mit Songs von Death Cab For Cutie, Foals, Nada Surf u.v.m. Olé Olé FCB

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